Bericht zur GfM-Jahrestagung 2024

von Monika Weiß @drweissmo

Die Jahrestagung der GfM 2024 fand vom 25. Bis 28. September an der Johannes Gutenberg Universität Mainz zum Thema „versammeln“ statt. Die AG Fernsehen war mit gleich zwei Panels vertreten, einmal gemeinsam mit der AG Partizipations- und Fanforschung zum Thema „Nach dem Fernsehen: Soziale Medien als Versammlungsorte einer diversen User:innenschaft“ und zweitens mit einem partizipativen World-Cafè zum Thema „Fernsehpraktiken des Versammelns“.

Nach dem Fernsehen: Soziale Medien als Versammlungsorte einer diversen User:innenschaft

Ausgangspunkt der Vorträge war die Beobachtung einer medienkulturellen Veränderung in der Nutzung audiovisueller Unterhaltungsangebote, die über YouTube, Mediatheken und Streaming-Plattformen flexibler und damit zeit- und ortsunabhängiger stattfindet als zu Zeiten der Dominanz des linearen Fernsehens. Dies wirkt sich ebenso aus auf kreative Contentformen der Fankulturen, die sich auf non-profit-Plattformen wie Archive of Our Own (AO3) wiederfinden. Andererseits jedoch scheint eigentlich Überholtes wie die Liveness des Fernsehens auch auf Social Media ein Comeback zu feiern. Über zwei Vorträge wurde in den Themenbereich eingeführt. Monika Weiß zeigte in ihrem Beitrag zu „Social Media und Liveness“ den eigensinnigen Livecharakter des Internets auf, der zwar dem des Fernsehens ähnelt, dennoch eine ganz eigene Dynamik entwickelt hat. Hier liegt die Relevanz nicht vorrangig in den Möglichkeiten der Sendenden, sondern in den partizipativen Nutzungen der Empfangenden, die das ‚neue Prinzip Live‘ ausmachen: scheinbar unmittelbare Teilhabe, unmittelbares Eingreifen und unmittelbares Kommentieren. Dies erklärt, warum Livestreaming eine wichtige Säule der sozialen Medien darstellt. Vera Cuntz-Leng zeigte in ihrem Beitrag „Lesarten (ver)sammeln“ am Beispiel der Serie Good Omens (GB seit 2019) auf, wie Fans ungeliebte Handlungen und Staffelfinale in Fix-it-Fanfictions ‚korrigieren‘, diese auf der Plattform AO3 teilen und erörtern. Es ist dabei eine starke zeitliche Verzahnung von fankultureller Produktivität nicht nur mit den Veröffentlichungen von Serienepisoden, Staffelstarts oder Staffelenden zu erkennen, sondern auch mit der Veröffentlichung von Trailern zu neuen Staffeln, zu Fanevents, Auftritten der beteiligten Stars oder aber auch einfach nur zu Feiertagen. Wichtig dabei erscheint, dass Plattformen wie AO3 für Fancommunities zu diskursiven kreativen Räumen der Anschlusskommunikation werden, indem darauf durch eigene Texte (neue) Lesarten entworfen, geteilt, kommuniziert und gesammelt/archiviert werden.

Fernsehpraktiken des Versammelns

Im zweiten Beitrag der AG Fernsehen haben die Vortragenden vier kurze inhaltliche Impulse gegeben, um darüber direkt in den Austausch mit allen Anwesenden zu gelangen. Schwerpunkt war auch hier – gemäß dem Tagungsthema – das Versammeln, denn von Beginn an ist das Fernsehen im doppelten Sinne Ort des Zusammenkommens: in Fernsehstuben, im familiären Wohnzimmer, beim public viewing sowie in disperser Gemeinschaft aller Einschaltenden; aber auch die Inhalte versammeln, etwa Gäste in Talkshows, Freunde in Sitcoms oder Promis im Big Brother Haus.

Kim Carina Hebben und Christine Piepiorka stellten vor allem anhand von Memes zu den Serien Gilmore Girls (USA 2000 – 2007, 2016) und The Nanny (USA 1993 – 1999) Serielle Praktiken der Un/Ordnung vor. Diese zeigen den Zusammenhang der dadurch entstehenden Serienfragmente mit gegenwärtigen Rezeptionspraktiken auf. Ob Fernsehserien wie Therapie sind fragte Melanie Mika. Sie stellte eine strukturelle Nähe zwischen Fernseh- und Therapiepraktiken heraus, die vor allem in ihrer Serialität in Erscheinung tritt. Markus Kügle beschäftigte sich mit Einschaltquoten, Messungen und Auswertungen im Beitrag zu den Praktiken des Versammelns ‚nach‘ der Fernseh-Sendung. Yulia Yurtaeva-Martens ging  noch einen Schritt weiter und fokussierte den transnationalen Programmaustausch, der bereits seit den Anfängen des Fernsehens existiert, aber auch durch Streaminganbieter fortgesetzt wird.

Nach den kurzen Inputvorträgen wurde das Plenum aufgebrochen und die Vortragenden haben sich gemeinsam mit den Panelteilnehmenden auf drei vorbereitete World-Cafè-Tische verteilt. In zwei aufeinanderfolgenden Gesprächsrunden herrschte ein reger Austausch und es entstanden interessante Ergebnisposter, die wir an dieser Stelle gern mit allen Interessierten teilen:

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