Vor etwa einem halbem Jahr meinte Zackary Drucker beim Lunch sie müsse jetzt zu einem Termin zu Paramount, sie würde als Transfrau die Produktion einer Fernsehserie beraten. Nun nur wenige Monate später ist die erste Staffel der von amazon produzierten Serie „Transparent“ schon raus, Zackary und ihr ebenfalls transsexueller Partner Rhys Ernst sind im Laufe des Produktionsprozesses zu associate producers geworden, Rhys Ernst ist zudem für das wirklich hübsche Design der Titles verantwortlich.
Die Hauptrolle spielt der wahrscheinlich am ehesten aus „Arrested Development“ bekannte und dafür mit einem Emmy ausgezeichnete Jeffrey Tambor als Maura Pfefferman, die ihr Leben in einer Männerrolle als Universitätsprofessor, Ehemann und Vater von drei Kindern verbrachte und sich erst spät, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, als transgender outet. Angesiedelt ist die Story in der oberen Mittelschicht, die Familienmitglieder leben verstreut in Häusern in Los Angeles, die sich tatsächlich kaum jemand leisten kann. Immerhin wird erwähnt, dass die Pfeffermans eine der ersten jüdischen Familien in den Pacific Palisades waren. Maura zieht aus dem Familienhaus in ein Apartmentkomplex, in dem vor allem andere Transfrauen wohnen, u.a. seine beste Freundin, eine Latina.
Wenn transgender-Aktivistinnen eine Fernsehserie mitproduzieren, achtet man natürlich umso mehr darauf, wie repräsentativ die Rollen verteilt sind, welche Minoritäten vorkommen und wie sterotyp sie dargestellt werden. Von daher war ich schon etwas enttäuscht von den gewohnten Bildern eines oberen weißen Mittelschichtsambiente, das zwar hier nicht weiß und unmarkiert ist, sondern partikular jüdisch, aber die Besetzung ist dennoch nicht sehr divers. Von der transgender community wurde jedoch vor allem bemängelt, dass die Hauptrolle nicht mit einer Person besetzt wurde, die selbst transgender ist. Deshalb wird nun nach transweiblichen Autorinnen für die zweite Staffel gesucht, auch über facebook, wo ich ansonsten sehr positive feedbacks zur Serie gelesen habe. Dabei ist die Serie aus meiner Sicht sehr stark Plädoyer für Toleranz, auch wenn sie den MacherInnen zufolge gerade nicht pädagogisch sein soll und transgender nicht allein über dieses Merkmal definieren, aber dieser Anspruch ist natürlich auch schon ein aufkläerischer. Maura ist allerdings nicht die einzige, deren sexuelle/geschlechtliche Identität sich bewegt, die ältere Tochter verlässt ihren Mann und heiratet eine lesbische Jugendliebe, die jüngere Schwester hat eine Affäre mit einem Transmann. Der jüngste Sohn vertritt die konservativste Position, der das outing seines Vaters damit kommentiert, dass jeder hinter verschlossenen Türen tun kann, was er will, aber bitte nicht in der Öffentlichkeit.
Wenn Jill Soloway als creator und amazon studios als Produzent nun für die zweite Staffel nach „authentischeren“ Autorinnen sucht, ist dies eine direkte Antwort auf Publikumskritik und scheint damit Utopien einer unmittelbaren Einflussnahme und Partizipation des Publikums auf die Produktion zu bestätigen. Dementsprechend wurden die Möglichkeiten die Plattformen wie netflix und amazon bieten, von Jill Soloway mit dem arabischem Frühling verglichen: „The socialist in me welcomes the kind of democratization these platforms are bringing to our creative community and the viewing public. I feel like I’m part of this creative revolution, like an Arab Spring, but let’s call it an Auteur T.V. Spring—sweeping across the land.“[1] Das mag zwar ein ziemlich unpassender Vergleich sein, und auch der Ausdruck Autorenfernsehen mag nicht ganz auf diese Teamproduktion zutreffen, aber netflix und amazon geben wohl größtmögliche Freiheiten, mit unterschiedlichen Ergebnissen wie „House of Cards“, „Orange is the New Black“ und eben „Transparent“, zumindest die letzteren beiden haben „trans“ zum „New Normal“ gemacht (der NBC-Serie über schwule Väter) und community-Mitgliedern aus Los Angeles zu ein paar Arbeitsplätzen in transfreundlichen Arbeitsbedingungen verholfen, wie Zackary und Rhys betonen.
[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Transparent_%28TV_series%29.

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